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Telegramm im Hausbriefkasten (27.01.2016)

Der lange Weg eines Telegramms Der lange Weg eines Telegramms | © © sinuswelle fotolia.de

Früher war eine Zeit, in der die meisten Menschen kein Telefon hatten. Man kündigte seinen Besuch auf einer Postkarte an oder gar nicht. Man ging einfach hin und der Mensch war zu Hause. Denn wo hätte er sonst sein sollen?

Wenn man für Jemanden eine eilige Nachricht hatte und beide hatten kein Telefon, ging man zur Post. Dort stellte man sich an der Schlange an und wenn man dran war, sagte man der Postfrau am Schalter seine Nachricht. Die trug jedes Wort in ein Formular ein, in jedes Kästchen einen Buchstaben. Mit der Hand natürlich, nicht mit einem Computer. Dann bezahlte man für jeden einzelnen Buchstaben ging nach Hause.

Derweil gab Jemand in diesem Postamt den Text in ein sogenanntes Telegrafiegerät ein (auch Fernschreiber genannt). Wenn er die Schrift richtig lesen konnte, stimmte die Nachricht sogar noch. Manchmal konnte er aber die Schrift nicht lesen oder er verstand die Botschaft nicht, dann mußte er sich halt selbst seinen Reim drauf machen, so dass es einen Sinn ergab.

Auf dem Postamt in der Stadt des Empfängers ratterte das Telegrafiegerät und der Text wurde auf einem Formular ausgedruckt. Das so erzeugte Schriftstück nannte man Telegramm, weil die Nachricht an dem einen Ort in das Telegrafiegerät hinein- und an dem anderen Ort wieder aus dem Telegrafiegerät herausgekommen ist.

Dort steckte sich ein Postmann das Telegramm in seine große Umhängetasche und setzte sich in seinen Trabi, auf dem ein gelbes Posthorn drauf war, und brachte es zur Adresse des Empfängers. Er klingelte und übergab das Telegramm. Wenn keiner da war, warf er es in den Briefkasten. Auf den Briefkasten klebte er einen Zettel, auf dem drauf stand „Telegramm im Hausbriefkasten“, damit der Empfänger, wenn er nach Hause kommt, gleich sieht, dass er eine eilige Nachricht bekommen hat.

So "schnell und einfach" war es damals, einem Menschen eine Nachricht zu schicken. Und es konnte einiges dabei durcheinanderkommen. Zum Beispiel das hier:
Originaltext:"Wir kommen alle samt Gesa am Freitag." (Gesa ist unsere Cousine).
Auf dem Telegramm stand: "Wir kommen alle gesamt am Freitag.".
Der Mensch am Fernschreiber kannte den Namen Gesa sicher nicht und hat sich seinen eigenen Reim darauf gemacht, so dass es für ihn Sinn ergab. DDR-Bürger waren eben erfinderisch.


Christiane Schenke 2021

Eine Kommentarfunktion gibt es hier nicht, aber schreib mir gerne eine E-Mail, wenn Du Dich zu diesem Thema mit mir austauschen möchtest.

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