Blog 'Vom Leben'
Bald ist Valentinstag! Wie ich in meiner Gegenwelt die Liebe entdecke und warum es hier nur Gewinner gibt (07.02.2014)
Etwas Gutes tun und dabei jede Menge neue Kraft gewinnen, gibt es das? JA!!! Was ich in meiner Freizeit erlebe, ist eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten! Immer wieder bin ich verblüfft und dankbar darüber, wie gut das funktioniert.
Die Ausgangssituation:
Als Selbständige habe ich immer wieder neue Herausforderungen zu meistern. Dabei werden ganz bestimmte Seiten meiner Persönlichkeit trainiert und entwickelt. So gibt es nahezu täglich Neues zu lernen und Probleme zu lösen. Immer wieder ist Neuland zu betreten. Routine kommt da selten auf. Ein wirklich spannender, aber auch kraftfordernder Prozess, selbst noch im 16. Jahr der Selbständigkeit!
Was liegt da näher, als einen Ausgleich zu all dem Neuen, Komplexen, Effizienz- und Kopfgesteuerten zu suchen? Dazu können passende Gegenwelten dienen.
Gegenwelten sind Lebensbereiche, die im Kontrast zum Alltag stehen und deshalb wieder ein Gleichgewicht in der Persönlichkeit herstellen.
Wenn man die Seele mit einem Instrument vergleicht, bringen die Gegenwelten brachliegende Saiten der Persönlichkeit zum Schwingen. Eine aktive Burn-Out-Prophylaxe sozusagen.
Schon seit Jahren weiss ich, was mir hier gut tut und habe meine bewährten Gegenwelten gefunden. Regelmäßige Besuche bei Senioren und behinderten Menschen im Familien- und Freundeskreis sind meine Kraftspender. Hier tanke ich auf, hier kann ich meine Batterien aufladen! Warum das bei mir so gut funktioniert?
1.) Ich muss ganz ruhig, anstfrei und aufgeräumt sein.
Wenn ich betagte oder kranke Menschen besuche, möchte ich ihnen etwas Hilfe und Freude schenken. Und das geht nur, wenn ich ihnen FREI von EIGENEN Ängsten, Unsicherheiten und Sorgen begegne. Mich bewußt von allem frei zu machen, tut mir selber gut.
2.) Ich lasse mich auf ein anderes Tempo ein.
Automatisch werde ich langsamer. Ich rede langsamer und entwickle im Gespräch systematisch EINEN Gedanken NACH dem anderen, so dass mein Gegenüber mir folgen kann. Das tut mir gut, weil mir ansonsten im Arbeitsalltag oft zu viele Dinge gleichzeitig durch den Kopf gehen.
Natürlich GEHE ich an der Seite eines alten Menschen auch langsamer und stelle mich ganz auf sein Tempo ein. Eine Übung in Bewußtheit. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Gehen zu können kann im Alter ein wertvolles Gut sein, jeder Schritt, der dem Körper hart abgerungen werden muss, kann ein Grund zur Freude sein, weil man noch LAUFEN kann.
3.) Hier geht es um etwas zutiefst Elementares, was mich erdet.
Es geht um Lebensfreude und Lebensqualität. Diese gilt es zu entdecken, bei all den Einschränkungen, die das Alter, die Krankheit oder Behinderung mit sich bringen.
Zum Beispiel, wenn wir zusammen lachen können, trotz Schmerzen und Unsicherheiten, was die Zukunft bringen wird! Da möchte man die Zeit anhalten, um diesen Moment auszukosten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alte Menschen solche stimmigen Situationen sehr hoch wertschätzen! Ein paar gute Momente zusammen zu haben – da merkt man, dass es sich zu leben lohnt! Sich freuen an ganz kleinen Dingen!
Lebensqualität ist nicht vom äußeren Aktionsradius abhängig. Auch wenn man am Ende möglicherweise das Zimmer nicht mehr verlassen kann, kann dies noch ein ganzes Universum sein, um darin Lebenswertes, Lebensfreude und Lebensqualität zu entdecken!
4.) Ich fühle mich reich, weil ich etwas geben kann
Ich kann etwas von meiner Zeit verschenken. Ich bin dankbar dafür, mobil zu sein, Auto fahren zu können und damit anderen Menschen helfen zu können. Das kann ich mir leisten, ein Luxus im Alltag.
5.) Ich werde beschenkt mit Liebe.
Im Geschäftsleben ist nicht üblich, allzuviel Emotionen zu zeigen.
Natürlich spielt ein gutes Gefühl für das, was man tut und eine gute Chemie zwischen den Kunden und uns eine grosse Rolle. Natürlich freuen wir uns immer über Lob und erhalten dies auch oft. Doch ist es auch ok, wenn es alles einfach nur gut funktioniert, ohne dass alle Beteiligten viele Worte darüber machen.
In meiner Freizeit habe ich letzte Woche einen Besuch in einem Altersheim gemacht und hier etwas Erstaunliches beobachtet. Es ist ein Heim, in dem nach meiner Beobachtung eine sehr gute Chemie zwischen Bewohnern, Besuchern und Pflegekräften herrscht. Ich brauchte nur irgendeinen Menschen anzusehen und sofort lächelte er mich entspannt an.
Ein junger Mann, Zivi, Student oder Besucher, unterhielt sich mit einer Rollstuhlfahrerin, indem er vor ihr auf dem Boden in die Hocke ging, um ihr auf Augenhöhe zu begegnen. So viel Empathie und innige Zuwendung, da ging mir das Herz auf! Ich saß einfach ganz still im Flur des Altersheimes, habe die Menschen beobachtet und "in Liebe gebadet"!
Hier werden ganz andere Teile meiner Persönlichkeit angesprochen, etwas zutiefst Mitfühlendes, was mich befähigt, hinter den äußeren Fassaden des Alters und des Zerfalls und in den Augen der Menschen all das Schöne, Lebenswerte und die Liebe zu sehen! Und dies ist der Grund, warum wir auf der Welt sind!
Beschenkt mit solchen Eindrücken setze ich mich dann am nächsten Tag wieder ganz frisch und froh an den Schreibtisch, weil der Kopf in der Gegenwelt ein paar Stunden Urlaub gemacht hat und Seele und Herz reichlich Liebe tanken durften.
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