Blog 'Vom Leben'
Geliebtes Paulusviertel (14.02.2014)
Freitag Nachmittag, Valentinstag:
Eine Whatsup, mein Neffe aus Leipzig vermeldet: „Habe gerade mit einer heißen Schokolade meine Ferien eröffnet!“. Gute Idee! Wir beschließen sogleich, im Büro dem Hammer fallen zu lassen und ebenfalls das Wochenende mit Kaffee und Kuchen einzuläuten und uns damit zugleich für die fleißige Arbeitswoche zu belohnen! Also anstatt direkt nach Hause ab zu Kaufmanns Laden, wo es den besten Kuchen gibt!
Ludwig-Wucherer-Straße, wir kommen vorbei am Eisdealer. Er hat heute die Saison eröffnet, schon von weitem sehe ich ein buntes Knäuel aus großen und kleinen Menschen, Kinderwagen und Fahrrädern vor dem winzigen Geschäft geduldig Schlange stehen. Heraus kommen glückliche Gesichter mit spitzen Eistüten – ah, ich sehe, es gibt wieder das DUNKLE Schoko! Verlockend! Und verblüffend. Denn während der Verstand sagt: Das kann doch nicht funktionieren, im Februar Eis im Straßenverkauf, scheinen alle nur darauf gewartet zu haben, dass es endlich wieder los geht. Die spitzen Eistüten schwärmen in alle Richtungen aus.
Warm schlägt uns die Luft in Kaufmanns Laden entgegen. Freitag nachmittags ist es hier gut besucht, ein Stimmengewirr, viele Kinder. Da ist es gut, dass man auf 2 Etagen Platz nehmen kann. Im Kuchenbuffet stehen wieder die betörendsten Sachen, selbstgebacken von Frau Kaufmann. Ich schlage gleich mit 2 Stück zu. Schließlich gibt es ja 2 Anlässe: "Wochenende einläuten" und "für Arbeitswoche belohnen". Als ich die Gabel mit der Mangoschnitte in den Mund schiebe, beschließe ich, es gibt auf der ganzen Welt keine begnadetere Bäckerin als Frau Kaufmann. Dass man aus Eiern, Zucker, Butter, Sahne und Mehl solche Genüsse zaubern kann!
Während wir genießen, entspinnt sich auf unseren Smartphones ein reger Kaffeeklatsch zwischen uns, meinem Neffen und meiner Nichte sowie meiner Schwester. Wir klönen, zeigen uns gegenseitig Valentinsblumen, Kakaotassen, Tortenstücke und WG-Katzen. Als säßen wir nicht in 2 Städten, 3 Wohnungen und einem Café, sondern zusammen an einem Tisch. Nett und entspannt.
Auf dem Heimweg gehe ich noch in den Blumenladen „Edelweiß“, um ein paar Frühlingsblumen und Kartoffeln zu kaufen. Heute ist die Blumenpracht noch üppiger als sonst – es ist ja Valentinstag! Im kleinen Geschäft fädeln sich entschleunigte Kunden umeinander herum und mit Bedacht durch die Blumenreihen. Alle Blumen sind mit Schildern liebevoll und ausführlich beschriftet. Ich liebe diesen Laden! Hier läßt man die Hektik draußen und fährt den Temporegler runter, sonst wäre man hier fehl am Platz. Die Kunden, die hier eintreten, wissen das wohl zu schätzen. Ich packe bedächtig 3 Äpfel vom Süßen See und eine Handvoll Kartoffeln direkt vom Bauern aus Kötzschau in eine Papiertüte und warte mit einem Lächeln im Gesicht, bis ich dran bin.
Am Paulus-Spielplatz spielt ein "Opa" – nicht viel älter als ich - mit seinem Enkel Fußball. Der Ball fliegt zwischen die Bäume: "TOR!" „Sie sind ein schlechter Torwart!“, rufe ich ihm zu. „Stimmt“, ruft er zurück, „aber ER muss ja auch mal treffen!“
Valentinstag im Paulusviertel in Halle. Kein anderer Ort auf der Welt, an dem ich heute lieber wäre!
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