Blog 'Vom Leben'
Mücken und Matten - Urlaub am Baggersee im Schwäbischen Donautal (27.07.2013)
Der Urlaub MUSSTE, nachdem der Hammer am vorigen Freitag gefallen ist, SOFORT anfangen, denn eine Woche ist kurz genug. Das klappte - mit guter Vorbereitung. Das Campingzeug und die richtige Kleidung für den Urlaub hatte ich schon Wochen vorher zurechtgelegt, weil ich wußte, dass der Arbeitsendspurt bis Freitag 16 Uhr gehen würde. So hatten wir alles dabei, was man braucht, von der Taschenlampe über Ohropax bis zum Mückenmittel. Denn es trübt doch erheblich die Urlaubsfreude, wenn es an diesen kleinen, untentbehrlichen und praktischen Dingen hapert.
Die letzten Wochen hatte ich mich im Büro gut konzentriert, jeden Tag war es mir gelungen, immer so viel wie möglich abzuarbeiten. Und nun eine Woche keine Ziele verfolgen. LOSLASSEN. Nichts weg- und abarbeiten müssen. Einfach morgens nur zum Vergnügen aufstehen - das ist das einzige Ziel.
Schlafen im 30 Jahre alten Zelt. Es wurde nach fast 20 Jahren das erste Mal wieder aufgebaut und hat uns gut beschützt. Alle verfügbaren Matten hatten wir mit - meine Yogamatte, zwei alte Isomatten und zwei geborgte selbstaufblasbare Matten sowie natürlich meine Badematte. Ein Urlaub auf Matten. So konnten wir erholsam schlafen, obwohl wir vor ein paar Jahren noch gemeint hatten, dass in unserem Alter Campingurlaub nichts mehr wäre, von wegen Rücken und so. Alles Vorurteile - es geht noch!
Als das Zelt stand, kamen alte Erinnerungen an glückliche, dreiwöchige Urlaube wieder, mit Victor als Kleinkind. In diesem Zelt mit Babybett. Heute ist er 22. Lang ist das her und ich frage mich, ob ich es irgendwann mal wieder schaffe, drei Wochen am Stück Urlaub zu machen?
Auf dem Campingplatz in Günzburg jeden Tag neue Nachbarn: Familien, die das Legoland besucht, ein oder zwei Nächte übernachtet haben und dann weitergereist sind. Ich selbst habe es NICHT geschafft, mit meinem Kind während seiner Kindheit ins Legoland zu fahren, obwohl es auf meiner To-Do-Liste stand. Das wird mir hier auf einmal bewußt und das gibt mir einen Stich ins Herz. Ist die Selbständigkeit solche Opfer wert? Hätte ich es mit einer anderen Einstellung und etwas Phantasie und Einsatz nicht doch ermöglichen können – nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch? Victor, können wir das noch nachholen?
Und wie fährt man nun auf Knopfdruck runter? Mein Mittel ist: Atmen. Sich einfach NUR auf den Atem konzentrieren. Und schon fängt man an, im Moment zu leben und zu fühlen. Was ich mache, wenn ich urlaube, ist dann relativ egal. Es reicht schon, draussen zu sein und den Sommer zu spüren. Ihn über die Haut und die Nase aufsaugen und in mich hineinlassen. Im See schwimmen und das Wasser riechen. Draussen essen. Draussen Schlafen. Mit dem Handtuch über der Schulter zum Waschcontainer schlendern. Die unkomplizierte Atmosphäre auf dem Campingplatz genießen. Mich wundern, warum ich fast immer ganz allein im See schwimme, obwohl es doch Sommer ist. Warum schwimmen die anderen Urlauber nicht? Warum macht man sonst Urlaub am See? Zweimal bin ich über den ganzen See geschwommen, 30 Minuten hin und 30 Minuten zurück. Das war ein echtes Highlight für mich.
Und was haben wir sonst noch unternommen? Bei der Hitze mußten wir es ruhig angehen lassen. Die gemeinsamen Tage mit Winfrieds Familie und seinen Eltern genossen, deshalb auch der günstig gelegene Urlaubsort in Süddeutschland. Ulm besucht. In die Tiefennhöhle in Laichingen 55 m tief bei 8 Grad unter der Erde gestiegen - draußen derweil 30 Grad Aussentemperatur. Und ein Naturwunder, den Blautopf in Blaubeuren, bewundert. Mücken und Fliegen erschlagen und in der restlichen Zeit viel gelesen. Schön war's, ein wundervolles, so einfaches Kontrastprogramm zum Büro und zur Kopfarbeit.
- http://www.zeit.de/1996/10/Der_Mann_im_Blautopf
- http://www.zeit.de/1997/42/blau.txt.19971010.xml
- http://www.zeit.de/2007/13/LS-Blautopfhoehlen
Videos vom Blautopf:
Montag heißt es wieder: Frisch gestärkt auf dem Bürostuhl anschnallen, den Konzentrationsturbo hochfahren und kopfüber in die Komplexiät einfauchen. Ob draussen Sommer ist oder nicht, egal. Oder besser noch, mich so organisieren, dass beides möglich ist (sowohl-als-auch): Konzentriert arbeiten und TROTZDEM den Sommer genießen. In diesem Sinne - auf ein Neues!
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